Es wurde vereinbart, dass die Fachgruppe Ökologie der bürger:sinn:stiftung einerseits und die VA Vorsorge- und Anlageberatung Behrens andererseits einen Minimalkonsens bezüglich der ökologischen und ökonomischen Investitions- und Bewirtschaftungskriterien des Waldinvestments zu erarbeiten versuchen, der sowohl in ökonomischer als auch in ökologischer Hinsicht sinnvoll und tragfähig erscheint. Denn wenn ökologisch unvertretbar wäre, was ökonomisch erforderlich ist, um voraussichtlich die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals und eine gewisse Verzinsung zu ermöglichen, so wäre ein ökologisches Waldinvestment als Instrument der Kapitalanlage nicht darstellbar, sondern nur als spendenfinanziertes Projekt.
Die programmatischen Eckpunkte des Bürger-Wald-Invest werden im Juli/August 2020 einstimmig verabschiedet:
„Der Hauptzweck und die gestalterische Funktion von wirklich grünen oder alternativen Kapitalanlagen besteht darin, private Finanzmittel in gesellschaftlich notwendige bzw. sinnvolle Projekte zu leiten, die ohne diese alternativen Kapitalanlageprodukte nicht finanziert würden, weil sie dem am Kapitalmarkt vorherrschenden Motiv der kurzfristigen Ertragsmaximierung widersprechen.
Man kann solche Projekte auch durch Spenden finanzieren. Diese sind aber schwerlich in gleichem Maße zu mobilisieren wie verzinsliche und rückzahlbare Kapitalanlagen. Ihre Quelle ist zudem fragil, abhängig davon, dass der Spender sich endgültig von seinem Vermögenswert trennen kann und mag – ein Motiv, das gerade in Zeiten von Krise und Knappheit mächtige Widersacher hat.
Von den Investoren in grüne Kapitalanlagen werden gewisse Kompromisse bezüglich der Renditeziele erwartet. Dies widerspricht nicht der Maxime, den Erhalt und eine angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu gewährleisten. Und wenn – wie bei einem Waldinvestment – die Fungibilität des Investments stark eingeschränkt ist und das unternehmerische Risiko nicht unerheblich, dann ist die angemessene Ertragserwartung im Allgemeinen höher als bei jederzeit handelbaren und relativ sicheren Anlageprodukten. Andererseits bietet ein zu 100 % eigenkapitalbasierter Waldinvestment als Anlageprodukt (zumindest als Baustein eines Anlageportfolios) Sicherheitsmerkmale, die im aktuellen Umfeld der fragilen Finanzmärkte kaum eine andere Anlageklasse so zu bieten vermag. Wenn mit diesem Investment gleichzeitig a) direkt ein sinnvoller Beitrag gegen den Klimawandel geleistet wird und b) zugleich exemplarisch gezeigt werden kann, dass und auf welche Weise Kapital in gesellschaftlich sinnstiftenden Projekten rentabel und sicher angelegt werden kann, erhält der verantwortungsvolle Kapitalgeber einen außerökonomischen „Mehrwert“ (Zusatznutzen), für den er gerne auf den einen oder anderen Prozentpunkt an Rendite verzichten mag. (…)“ (Tischvorlage vom 29.07.2020)
Auf dieser Grundlage werden bereits zahlreiche Merkmale und Gütekriterien des Bürger-Wald-Invest formuliert und einstimmig als Basis für die Ausarbeitung des weiteren Konzepts beschlossen: Die Anlageberater halten das Projekt für ökonomisch tragfähig, die Mitglieder des Fachausschusses Ökologie der bürger:sinn:stiftung für ökologisch konsequent und überzeugend.