Im Februar und März 2022 fand nach sehr gründlicher Vorbereitung in einem unserer Wälder eine erste Holzernte statt. Dabei wurden die Prinzipien der Dauerwaldwirtschaft im Hinblick auf die Erschließungswege und die sanften Erntetechniken an die örtlichen Bedingungen angepasst, allerdings ohne die Intention der schonenden Bodenbehandlung aufzugeben.
Maßgeblich waren zwei Faktoren vor Ort:
1. Rückepferde und Miniraupen sind in New Brunswick momentan noch nicht verfügbar, sodass der bodenschonende Einsatz von Motorsägen und das schonende Rücken des Holzes einfach nicht möglich sind. 2. In Atlantikkanada ist es im Winter deutlich kälter als in Deutschland, und die flachen, skelettierten Böden sind tief durchgefroren sowie mit einer dicken Schneedecke bedeckt:
Im Hinblick auf diese Gegebenheiten wurde schon beim Ortstermin in New Brunswick einvernehmlich beschlossen, dass
1. die Ernte ausschließlich auf diejenigen Wintermonate konzentriert wird, in denen der Boden tief durchgefroren und mit Schnee bedeckt ist (etwa Mitte Dezember bis Ende März),
2. für die Dauer von 15 Jahren neben den regulären Erschließungsgassen, die einen Abstand von 60 m haben sollen, im Abstand von 20 m auch schmale „Ghost Trails“ eingerichtet werden sollen,
3. die Ernte für den Übergangszeitraum von 15 Jahren auf diesen Gassen auch mit schweren Maschinen (Harvestern) durchgeführt werden kann, sofern zuvor nachgewiesen wurde, dass der Boden wirklich durchgefroren ist. Es wurde dann in enger Abstimmung einerseits mit Dipl.-Forstwirt Wilhelm Bode und der ökologischen Fachaufsicht und andererseits Mike Vitt und seinem Ortsförster Brody ein exakter Ernteplan für den Morehouse Road-Block aufgestellt, diskutiert und verabschiedet. Dieser wurde dann zugleich Be standteil des Dienstvertrages mit dem Ernte-Kontraktor, sodass dieser sowohl an unsere wirtschaftlichen als auch an die ökologischen Vorgaben gebunden war. ng dieser zentralen Zukunftsfrage leisten kann.
Es wurde dann in enger Abstimmung einerseits mit Dipl.-Forstwirt Wilhelm Bode und der ökologischen Fachaufsicht und andererseits Mike Vitt und seinem Ortsförster Brody ein exakter Ernteplan für den Morehouse Road-Block aufgestellt, diskutiert und verabschiedet. Dieser wurde dann zugleich Bestandteil des Dienstvertrages mit dem Ernte-Kontraktor, sodass dieser sowohl an unsere wirtschaftlichen als auch an die ökologischen Vorgaben gebunden war.
Wesentliche Vorgaben des Ernteplanes waren u.a.
- die selektive Entnahme von Baumarten, die nach Einschätzung von Herrn Bode im Klimawandel keine gute Prognose haben (Balsam Fire, Black Spruce und Poplar) sowie von Bäumen minderer Qualität,
- Begrenzung der Entnahme auf 35–40 % des Bestandes,
- der Schutz von Laubbaumarten wie z.B. Spruce, Red Oak,
- der Schutz von „letzten Mohikanern“ (Einzelbäumen einer Art) und besonders alten Bäumen (sog. „wolf trees“),
- Einhaltung des vorgelegten Wegeplanes und strikte Begrenzung der Arbeitsmaschinen auf die festgelegten Wege,
- großzügiger Schutz von Feuchtbereichen (Befahrungsverbot, keine Holzentnahme – Pufferzonen zum Schutz der Biodiversität)
- Belassen der Kronen und Äste im Wald etc.
Im März wurde die Ernte dann durchgeführt, nachdem Förster Brody uns Fotos und Videos zugeschickt hatte, die dokumentierten, dass der Waldboden komplett durchgefroren ist. Gleichermaßen erheiternd wie überzeugend war ein Video, das Brody zeigte, wie er auf einem scharfen Spaten herumsprang, ohne dass dieser auch nur einen Zentimeter in den Boden eindringen konnte. Die Recherchen der ökologischen Fachaufsicht und ein Bodengutachten von Herrn Bode, der seine Boden-Untersuchungen vor Ort bereits im September durchgeführt hatte, taten ein Übriges. Bei der Ernte selbst waren wir dann – gemeinsam mit der ökologischen Fachaufsicht – live dabei, denn Brody ging mit seiner Kamera durch den abgeernteten Wald und zeigte uns verschiedenste Bereiche, wobei wir uns überzeugen konnten, dass Mike Vitt mit seinem Urteil recht hatte: Die Kontraktoren hatten die ökologischen Vorgaben sehr gut eingehalten. Zahlreiche übermittelte Fotos und Drohnenvideos bestätigten das.
Dieses Ergebnis war für uns von zentraler Bedeutung, denn der gesamte Aufwand, den wir mit unserem Projekt treiben, macht nur Sinn, wenn es uns gelingt, die Prinzipien der Dauerwaldwirtschaft trotz der großen Distanz zu New Brunswick dort sinnvoll umzusetzen. Hier ist der Beweis unseres Erachtens erbracht, und wir denken, dass wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein können. Wir können für uns in Anspruch nehmen, dass der Bürger-Wald-Invest erstmals die Dauerwaldmethode in die akadischen Wälder Atlantikkanadas eingeführt und den dortigen örtlichen Gegebenheiten angepasst hat – Pioniertaten, auf die wir stolz sind und die vor Ort bei einigen Forstleuten auch bereits Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.
Nicht ganz so stolz sind wir auf das wirtschaftliche Ergebnis dieser ersten Ernte, wenngleich wir hier bewusst mit einem weniger wertvollen und sehr übersichtlichen Holzbestand begonnen und von vornherein keinen großen Ertrag erwartet haben.
Gleichwohl fällt der Nettoertrag mit 20,000 CAD$ deutlich niedriger aus, als von unseren Managern zunächst prospektiert.
Zwei in dieser Form nicht absehbare Faktoren schlagen hier sicher zu Buche:
- Gerade bei der Ersteinweisung in die selektiven Erntemethoden nach der Dauerwaldmethode fallen erhebliche Zusatzkosten an, die den Nettoertrag schmälern. Das mag sich mit der Zeit bessern.
- Zum Zeitpunkt der Ernte waren die Dieselpreise schon enorm gestiegen, und weil gerade die Maschinen und Transporter in Kanada riesige Verbraucher sind (was mit den dort bisher niedrigen Preisen zusammenhängt), schlugen die Maschineneinsatz- und Transportkosten überproportional durch.
Als dritten Faktor sehen wir aber auch deutliches Aufwärtspotential bei den Vertragsverhandlungen seitens unserer Manager mit den externen Erntecrews. Das werden wir in diesem Jahr zu heben versuchen und bessere Konditionen bei der nächsten Ernte umzusetzen. Zeitige Verhandlungen und die Prüfung von Alternativen können hier die Schlüssel zum Erfolg sein.
Insgesamt können wir die erste Ernte als Erfolg betrachten, denn wir konnten zeigen, dass unser Konzept auch in Kanada grundsätzlich umsetzbar ist. Wir konnten alle Prozesse erproben und herausfinden, wo und wie wir bei dem nächsten, größeren Ernte-Durchgang nachsteuern müssen.“ (Bericht vom 07.07.2022)